Geschichte
Ein weiser Vorschlag, den Kurt Tucholsky anbietet. Doch Geschichte studieren … wie funktioniert das? Jahreszahlen auswendig lernen? Herrscherdynastien aufsagen können? Nein – Geschichtsunterricht ist so viel mehr!
Unsere Schülerinnen und Schüler dürfen sich im Fach Geschichte immer wieder als Zeitdetektive betätigen. Sie tauchen ab in die Vergangenheit und lassen sich auf die faszinierende Arbeit mit ihr ein. Dabei ordnen sie zuvor erworbenes Wissen in immer größere, komplexere Zusammenhänge und schulen damit ihr vernetztes Denken. In offenen Unterrichtsphasen sowie im Projektunterricht haben die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, historische Spezialgebiete, die sie besonders interessieren, zu vertiefen oder sich durch historische Exkurse mutig auf gänzlich Unbekanntes einzulassen. Exkursionen und Veranstaltungen, wie zum Beispiel Zeitzeugengespräche, können eine sichtbare Brücke zwischen der Vergangenheit und der heutigen Lebenswelt bauen. So wächst bei den Schülerinnen und Schülern ein historisches Bewusstsein, das ihnen für ihre eigene Orientierung im Hier-Und-Jetzt hilft und mit dem sie sich auf den Weg zu kritisch denkenden, hinterfragenden, aber auch toleranten Bürgern machen können.
Besuch des DDR-Zeitzeugen Claus Kurth
Jede Niederlage ist die Chance für einen Neuanfang. – Unter dieses optimistische Motto setzte Claus Kurth die Zeitreise, auf die er die Schüler*innen der Q12 entlang seines eigenen Lebensweges mit sich nahm. Humorvoll und sehr anschaulich zeigte er an verschiedenen Episoden, wie der SED-Staat jede noch so kleine Abweichung von der offiziellen Linie streng sanktionierte und für viele Brüche in seinem Leben sorgte. So musste er z.B. seinen großen Jugendtraum, als Seemann die Welt kennen zu lernen, aufgeben, weil man bei ihm bei einer Kabinendurchsuchung einen Roman aus dem Westen gefunden hatte, was ihm als „versuchte Republikflucht“ ausgelegt wurde. Obwohl er danach als Elektrotechniker beruflich erfolgreich und auch in der Ausbildung tätig war, reagierte das System mit drakonischen Maßnahmen auf abweichende Meinungen, was 1984 zur Verhaftung des Ehepaares und der Einweisung der Kinder in ein Heim führte. Erst der Freikauf durch die BRD ermöglichte der Familie die Ausreise. Neben seiner emotionalen und berührenden Darstellung des Unrechts in der DDR verstand Herr Kurth es auch, den Schüler*innen durch seine optimistische Art zu zeigen, dass das Leben zwar Tiefen haben kann, die es aber zu überwinden gelte. Abschließend gab der Zeitzeuge den Schüler*innen zu bedenken, dass eine Demokratie abgewählt werden kann, eine Diktatur jedoch nicht.
Gloria Bär, Thomas Kirschner