Geschichte

Ein weiser Vorschlag, den Kurt Tucholsky anbietet. Doch Geschichte studieren … wie funktioniert das? Jahreszahlen auswendig lernen? Herrscherdynastien aufsagen können? Nein – Geschichtsunterricht ist so viel mehr!

Unsere Schülerinnen und Schüler dürfen sich im Fach Geschichte immer wieder als Zeitdetektive betätigen. Sie tauchen ab in die Vergangenheit und lassen sich auf die faszinierende Arbeit mit ihr ein. Dabei ordnen sie zuvor erworbenes Wissen in immer größere, komplexere Zusammenhänge und schulen damit ihr vernetztes Denken. In offenen Unterrichtsphasen sowie im Projektunterricht haben die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, historische Spezialgebiete, die sie besonders interessieren, zu vertiefen oder sich durch historische Exkurse mutig auf gänzlich Unbekanntes einzulassen. Exkursionen und Veranstaltungen, wie zum Beispiel Zeitzeugengespräche, können eine sichtbare Brücke zwischen der Vergangenheit und der heutigen Lebenswelt bauen. So wächst bei den Schülerinnen und Schülern ein historisches Bewusstsein, das ihnen für ihre eigene Orientierung im Hier-Und-Jetzt hilft und mit dem sie sich auf den Weg zu kritisch denkenden, hinterfragenden, aber auch toleranten Bürgern machen können.  

Schreiben wie die alten Ägypter

Die Hieroglyphen der Ägypter gehören zu den ältesten Schriften der Welt. Die Schülerinnen und Schüler der Klassen 6b und 6c beschäftigten sich intensiv mit diesen altägyptischen Zeichen. Sie erfuhren Spannendes, z.B. dass die Blickrichtung der Tier- und Menschenfiguren bestimmt, ob die Hieroglyphen von links nach rechts oder andersherum gelesen werden, und sie lernten, ihre eigenen Vornamen in Hieroglyphen zu schreiben. Anschließend bastelten sie Lesezeichen - jedoch nicht mit Stift und Papier, sondern mit sogenannten Binsen und Papyrus, dem Schreibwerkzeug der alten Ägypter. Das historisch authentische Material ließ das alte Ägypten (wenn auch nur innerhalb des Klassenzimmers) auferstehen. Mithilfe einer Hieroglyphen-Tabelle personalisierten die Kinder ihre Lesezeichen und verpassten ihnen so den letzten Schliff.

Johannes Brenner

Besuch des Jugendoffiziers Oberleutnant Dempfle in der Q12

Im Rahmen des Fachunterrichts Politik & Gesellschaft hatten die Schülerinnen und Schüler der Q12 die Gelegenheit, Benjamin Dempfle, Oberleutnant und Jugendoffizier der Bundeswehr aus Augsburg, am Lessing-Gymnasium willkommen zu heißen. In einem interessanten Vortrag berichtete er von seiner beruflichen Laufbahn, seiner Rolle als Presseoffizier sowie von seinem Auslandseinsatz 2023 in Jordanien im Rahmen der internationalen Anti-IS-Koalition.

Zunächst erarbeitete er gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern landeskundliche Aspekte von Jordanien und betonte dabei die geostrategische Lage des Landes. Daraufhin schilderte der Jugendoffizier die rechtlichen Grundlagen deutscher Auslandseinsätze sowie den spezifischen Auftrag der Bundeswehr in Jordanien und im Irak. Die Schülerinnen und Schüler gewannen dadurch einen realistischen Einblick in verschiedene Aufgabenbereiche, wie zum Beispiel Lufttransport, Public Affairs und die multinationale Zusammenarbeit. Dies ermöglichte, ein reflektiertes Verständnis für die komplexen Zusammenhänge aktueller internationaler Konflikte zu entwickeln. Er hob in seinem Vortrag zudem hervor, dass zwischen der friedfertigen Religion des Islams und der Instrumentalisierung dieser Religion durch Terrorgruppen differenziert werden muss. 

In der Fragerunde in den letzten 20 Minuten der Doppelstunde durften die Schülerinnen und Schüler der Q12 in den offenen, persönlichen Austausch mit dem Jugendoffizier gehen. Dieser stellte sich den Fragen zur aktuellen Diskussion über den neuen Wehrdienst, zur sicherheitspolitischen Ausprägung der NATO in der modernen Zeit sowie zu den Veränderungen der Verteidigungspolitik seit 2022 und beantwortete diese fundiert und gleichzeitig sehr nahbar. Dies lieferte einen bedeutenden, praxisorientierten Beitrag zur sicherheitspolitischen Bildung und eröffnete tiefere Einblicke in gegenwärtige internationale Konflikte sowie die Rolle der Bundeswehr. Oberleutnant Benjamin Dempfle verabschiedete sich nach dieser besonderen Unterrichtsstunde mit dem Aufruf an die Schülerschaft, „kritisch zu bleiben“. 

Stefanie Helm

Der Weg in die Freiheit - Zeitzeugengespräch für die 10. Jahrgangsstufe

Zeitzeuge Jens Hase am Lessing-Gymnasium

Wie fühlt es sich an, in einem Staat zu leben, in dem demokratische Werte nicht geachtet werden? Für viele Schülerinnen und Schüler ein unvorstellbarer Gedanke. Zwar wird in der 9. und 10. Klasse im Geschichtsunterricht das Thema „DDR“ behandelt, doch für viele bleiben die Unterrichtsinhalte sehr abstrakt. Aber am 16.7.25 bekam Geschichte ein Gesicht: Jens Hase erzählte den Schülerinnen und Schülern der 10. Jahrgangsstufe detailliert und sehr persönlich von seiner Kindheit und Jugend in der DDR und seiner dramatischen Flucht in den Westen. 

Gefesselt lauschte das Publikum, als er schilderte, wie er mit 19 Jahren von seinen Eltern, die in die BRD ausreisen durften, getrennt wurde, und nach einem Weg suchte, seine Familie wiederzusehen. Es gelang ihm, sich zur deutschen Botschaft nach  Prag durchzuschlagen, wo er im September 1989 miterlebte, wie Hans-Dietrich Genscher den Flüchtlingen die Ausreise in die BRD verkündete. Die totalitären Strukturen der DDR machte er während seines Vortrags immer wieder deutlich, indem er von Erlebnissen mit Lehrkräften, Kollegen oder Stasimitarbeitern berichtete und schloss mit dem eindringlichen Appell, dieses Kapitel der deutschen Geschichte nicht zu vergessen, denn, so betonte Hase: „Wer in der Demokratie schläft, wacht in einer Diktatur wieder auf.“ 

Wie sehr der Vortrag die Zuhörenden berührte, zeigte sich daran, dass viele Schülerinnen und Schülern sich im Anschluss an den Vortrag persönlich bei Hr. Hase für den Mut und die Bereitschaft, seine Geschichte zu teilen, bedankten. 

Daniela Zuckschwerdt

Zeitzeugengespräch mit Claus Kurth

Mein Leben in der Demokratie – Unter diesen Leitspruch setzte Claus Kurth die Zeitreise, auf die er die Schülerinnen und Schülern der 11. Jahrgangsstufe entlang seines eigenen Lebensweges mit sich nahm. Humorvoll und sehr anschaulich zeigte er an verschiedenen Episoden, wie der SED-Staat jede noch so kleine Abweichung von der offiziellen Linie streng sanktionierte und für viele Brüche in seinem Leben sorgte. So musste er z.B. seinen großen Jugendtraum, als Seemann die Welt kennen zu lernen, aufgeben, weil man bei ihm bei einer Kabinendurchsuchung einen Roman aus dem Westen gefunden hatte. Später wurde er aufgrund von Briefen an eine Bekannte in Westdeutschland der „versuchten Republikflucht“ bezichtigt. Obwohl er danach als Elektrotechniker beruflich erfolgreich und auch in der Ausbildung tätig war, reagierte das System mit drakonischen Maßnahmen auf abweichende Meinungen, was 1984 zur Verhaftung des Ehepaares und der Einweisung der Kinder in ein Heim führte. Erst der Freikauf durch die BRD ermöglichte der Familie die Ausreise. Neben seiner emotionalen und berührenden Darstellung des Unrechts in der DDR verstand Herr Kurth es auch, den Schülerinnen und Schülern durch seine optimistische Art zu zeigen, dass das Leben zwar Tiefen haben kann, die es aber zu überwinden gelte. Abschließend gab der Zeitzeuge allen zu bedenken, dass eine Demokratie abgewählt werden kann, eine Diktatur jedoch nicht.

Gloria Bär

Jgst 10 mit 12 nehmen an Juniorwahl zur Bundestagswahl 2025 teil

Die Schülerinnen und Schüler der 10. mit 12. Jahrgangsstufe des LGNU hatten in der Woche vom 17. bis 22. Februar 2025 die Möglichkeit, an der Juniorwahl zu den Bundestagswahlen teilzunehmen. So erlebten sie eine realitätsgetreue Wahlsimulation an unserer Schule von der Organisation bis zur Durchführung. Bei der Juniorwahl geht es um das Üben und Erleben von Demokratie. Das Projekt soll Jugendliche frühzeitig an das Thema Wahlen und Politik heranführen. Die Schülerinnen und Schüler werden auf eine künftige Partizipation im politischen System vorbereitet und dazu motiviert, ihr Wahlrecht auszuüben und ihre Stimme abzugeben. Ihr Interesse und ihre Begeisterung für Politik werden geweckt und somit wird die Grundlage für späteres gesellschaftliches Engagement geschaffen.
Ein herzliches Dankeschön geht dabei auch an alle Wahlhelferinnen und Wahlhelfer, die die Stimmen ausgezählt haben. 

Fachschaft Politik und Gesellschaft

(M)ein KFOR-Einsatz – ein Gespräch mit Jugendoffizier Fabian von Skrbensky

Am 20. Dezember 2024 hatten die Schülerinnen und Schüler der Q12 des Lessing-Gymnasiums Neu-Ulm die Gelegenheit, im Rahmen eines Vortrages durch einen Jugendoffizier der Bundeswehr spannende Einblicke in die Aufgaben und Herausforderungen der Bundeswehr zu erhalten.

Nach der Begrüßung durch Herrn Zimmermann-Meigel, der mit der Aussage „Frieden ist keine Selbstverständlichkeit“ die Relevanz des Themas hervorhob, übernahm Hauptmann Fabian von Skrbensky, Jugendoffizier der Bundeswehr, das Wort. Er erklärte seinen Aufgabenbereich und bot einen Überblick über die Entwicklung der Bundeswehr sowie deren Kernaufgaben: Landesverteidigung, Bündnisverteidigung, Stabilisierung und internationale Partnerschaften. Besonders betonte er aktuelle Herausforderungen wie die Cybersicherheit, die in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen wird.

Ein Highlight des Vortrags war der Bericht über seinen Einsatz im Kosovo im Jahr 2016. Skrbensky schilderte die politische und gesellschaftliche Lage nach dem Zerfall Jugoslawiens und die Notwendigkeit des NATO-Eingreifens 1999. Er erklärte, wie durch die Präsenz deutscher Truppen, Patrouillen und Sicherheitsmaßnahmen Stabilität geschaffen wurde. Abschließend wies er darauf hin, dass dieser Einsatz, der zu einer der letzten deutschen Missionen im Kosovo zählte, heute von einer erneuten Destabilisierung der Region überschattet wird.

Zum Abschluss rief Hauptmann von Skrbensky die Schülerinnen und Schüler dazu auf, gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen – ob im kleinen Kreis durch militärischen Dienst oder durch Bildung und persönliches Engagement. Mit dem Zitat „Das Böse triumphiert allein dadurch, dass gute Menschen nichts unternehmen“ (Homer) unterstrich er die Bedeutung des individuellen Beitrags zur Gemeinschaft.

Die Veranstaltung bot damit nicht nur eine informative Perspektive auf die Bundeswehr, sondern regte auch zum Nachdenken über persönliche Zukunftswege an.

Joshua Müller, William Ritscher Q12

Gedenken und Mahnung: Volkstrauertagsrede 2024

Am Volkstrauertag 2024 hielten Schülerinnen und Schüler der 12. Klasse des Lessing-Gymnasiums Neu-Ulm eine eindrucksvolle Rede bei der zentralen Gedenkveranstaltung der Stadt Neu-Ulm auf dem Schwal. Miriam Mursalieva, Boris Stevanovic, Hasan Aksoy, Aurelia Weinberger, Lamitta Hazko, Lisa Muzyka, Kateryna Tkach, Ina Lichtblau und Kira Neumann erinnerten an die Bedeutung von Menschenrechten und Demokratie und zogen eindrucksvolle Parallelen zwischen historischen Schicksalen und den Artikeln des Grundgesetzes.

In ihrem Vortrag stellten sie die Frage: „Was ist, wenn Bücher brennen, Menschen ermordet oder grundlegende Rechte geraubt werden?“ Diese Gedanken leiteten über zum Kern ihrer Botschaft: die Wahrung der Menschenwürde, die in Artikel 1 des Grundgesetzes als unantastbar festgeschrieben ist. Mit Blick auf 75 Jahre Grundgesetz betonten sie, dass diese Errungenschaften keine Selbstverständlichkeit sind und wachsam geschützt werden müssen.

Anhand von drei Biografien verdeutlichten sie, wie schnell Grundrechte in Diktaturen ausgehebelt werden können:

Die Geschwister Scholl (Artikel 5: Meinungsfreiheit): Hans und Sophie Scholl wuchsen in Ulm auf und begannen früh, sich kritisch mit der Ideologie des Nationalsozialismus auseinanderzusetzen. Ihr Widerstand gipfelte in der Verbreitung von Flugblättern als Teil der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“. Am 18. Februar 1943 wurden sie beim Verteilen des sechsten Flugblattes entdeckt, verhaftet und nur vier Tage später im Alter von 24 und 22 Jahren hingerichtet. Ihr Mut steht stellvertretend für den Kampf um Meinungsfreiheit.

Anna Klein (Artikel 3: Gleichheit vor dem Gesetz): Die Künstlerin und Mitglied der Dachauer Künstlerkolonie wurde aufgrund ihrer jüdischen Abstammung verfolgt. Ihr Werk wurde als „entartete Kunst“ diffamiert und sie durfte weder ausstellen noch ihre Malschule betreiben. Nach zunehmender Diskriminierung wurde sie 1941 in das Ghetto von Kowno deportiert und dort erschossen. Ihr Schicksal verdeutlicht die brutale Entrechtung und Verfolgung unter den Rassengesetzen des NS-Regimes.

Dietrich Bonhoeffer (Artikel 4: Glaubens- und Gewissensfreiheit): Der evangelische Theologe widersetzte sich aktiv der Gleichschaltung der Kirche durch die Nationalsozialisten und engagierte sich in der Bekennenden Kirche. Seine internationale Vernetzung im Kampf gegen das NS-Regime führte zu seiner Verhaftung 1943. Zwei Jahre später wurde er im KZ Flossenbürg auf Hitlers Befehl hingerichtet. Bonhoeffer ist ein mahnendes Beispiel für die Bedeutung der Gewissensfreiheit.

Die Schülerinnen und Schüler betonten, dass diese historischen Schicksale nicht nur der Erinnerung dienen, sondern auch als Auftrag für die Gegenwart zu verstehen sind.

Abschließend riefen sie dazu auf, die Werte der Demokratie, der Menschenrechte und des Friedens aktiv zu schützen, besonders in einer Zeit, in der diese weltweit erneut bedroht sind. „Die Erinnerung an die Opfer der Kriege und der Gewaltherrschaft ist nicht nur ein Blick zurück, sondern ein Auftrag für eine gerechte, friedliche Zukunft.“

Dieser bewegende Beitrag der Jugendlichen zeigt, wie wichtig es ist, die Verantwortung für Frieden und Freiheit an die nächste Generation weiterzugeben.

Betreut wurde der Beitrag von den Geschichtslehrkräften Thomas Hofbrückl, Thomas Kirschner und Stefan Baisch.

Stefan Baisch

Lessing-Gymnasium auf der EUropatour

Die 11. Jahrgangsstufe des Lessing-Gymnasiums besuchte am 08. April 2024 die erste Station der diesjährigen EUropatour am Johannesplatz in Neu-Ulm. Die Lernenden konnten in Kleingruppen an einer geleiteten Hörtour um die Kirche St. Johann teilnehmen und spielerische und multimediale Inhalte zum Projekt Europa und der Europawahl am 09. Juni 2024 in Erfahrung bringen. Der Besuch der Klassen 11 fand zeitgleich mit der Auftaktveranstaltung der EUropatour statt, weshalb die Schülerinnen und Schüler auch die Begrüßung durch die Neu-Ulmer Oberbürgermeisterin Kathrin Albsteiger und den bayerischen Staatsminister für Europaangelegenheiten und Internationalem, Eric Beißwanger, erleben konnten. Durch den Besuch der EUropatour konnte die Bedeutung des Projekts Europa veranschaulicht werden, um so den Lernenden einen ersten Anreiz zu geben, die nächsten Europawahlen zu nutzen, um selbst Politik zu machen und ihre Stimme abzugeben.

Gloria Bär

„Nie wieder ist jetzt!“ - Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus

Am 27. Januar, dem Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz, wird in Deutschland der Opfer des Nationalsozialismus gedacht. Die Gedenkfeier für die ermordeten Neu-Ulmer, die nachmittags in der Aussegnungshalle des Friedhofs stattfand und durch das Münchner Klezmer Trio musikalisch umrahmt wurde, gestalteten dieses Jahr Schülerinnen und Schüler unseres Gymnasiums mit ihren Beiträgen. Nach einer Rede der Oberbürgermeisterin Katrin Albsteiger trugen Schülerinnen der Poetry-Slam AG (Christina Pizo (Q12), Louise Borck-Auzanneau (8c), Mila Borck-Auzanneau (8a), Anna Neuberger (8a), Hannah Senft (9a)) nachdenkliche und bewegende Texte zum Schicksal deportierter Jüdinnen und Juden vor. Die Stolpersteine in der Innenstadt erinnern an sie. Einer davon ist Josef Stern gewidmet, der von den Nazis deportiert und im KZ Majdanek ermordet wurde. Seine Biographie stellte Marc Ruedel (Q12) im Anschluss vor und betonte in seiner Rede, dass es nicht allein beim Erinnern an die Opfer bleiben dürfe, sondern damit auch die Aufforderung an uns verbunden ist, für Menschenrechte, den Schutz von Minderheiten und die freiheitliche Demokratie aktiv einzutreten, denn: „Nie wieder ist jetzt!“
Filmausschnitte der Gedenkfeier und die Rede gibt es auf unserem Instagram-Kanal (lessing_nu).

Bei der Abendveranstaltung „Frauen im Fokus – Verfolgung im Nationalsozialismus“ im Ulmer Stadthaus beleuchtete der Kulturwissenschaftler Dr. Dietmar Sedlaczek in seinem Vortrag sowohl das NS-Frauenbild als auch die unterschiedlichen Gründe der Verfolgung von Frauen. Was die nationalsozialistische Politik für Frauen in Ulm und Neu-Ulm bedeutete, stellte der Arbeitskreis 27. Januar anhand von fünf Kurzbiografien vor. Jan Eberenz (Q12) trug hierbei die Biografie von Alice Stoß vor, die er gemeinsam mit Sören Ulshöfer (Q12) in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv Neu-Ulm/Ulm und dem Dokumentationszentrum Oberer Kuhberg Ulm erarbeitet hatte. Alice Stoß musste auch als jüdische Frau einer so genannten „privilegierten Mischehe“ - wie die zynische Bezeichnung der Nationalsozialisten lautete - unsägliche Bedrohungen, Anfeindungen und Benachteiligungen erleiden, überlebte die Shoah aber mit am Ende täglicher Furcht um ihr Leben.

Stefanie Helm und Thomas Kirschner

Rapper Ben Salomo am Lessing

Am 23.03. hatte die Oberstufe Besuch aus Berlin: Zu Gast war Ben Salomo, der sich mit der bis 2018 laufenden Show „Rap am Mittwoch“ deutschlandweit einen Namen gemacht hat. Gleich zu Beginn kündigte er an: „Meine Aufgabe heute ist es, eure Antennen [für den Antisemitismus] zu schärfen.“ Denn Jonathan Kalmanovich, wie er mit bürgerlichem Namen heißt, hat seit seiner Kindheit erfahren, wie sehr Juden in Deutschland immer noch böswilligen Gerüchten und Anfeindungen ausgesetzt sind. Eine Umfrage unter den Schülerinnen und Schülern zeigte, dass das Wissen über die Vorurteile weit verbreitet ist, sie aber in der Mehrheitsgesellschaft gar nicht so auffallen, zumal auch die meisten keinen Juden persönlich kennen. Dann erzählte er sehr anschaulich von seiner Schulzeit in Berlin, wie Freunde und Mitschüler ihn plötzlich mobbten, sobald sie erfuhren, dass er Jude ist. Das Rappen war für ihn eine gute Möglichkeit, seinen Gefühlen und Emotionen Ausdruck zu verleihen. Obwohl er in der Rap-Szene mit seinem Battle-Rap-Format sehr erfolgreich war, stieß er auch auf offenen Antisemitismus. Um ein Zeichen zu setzen, beendete er seine erfolgreiche Show, veröffentlichte seine Biographie ,,Ben Salomo bedeutet Sohn des Friedens“ und besucht nun in Zusammenarbeit mit der Friedrich-Naumann-Stiftung Schulen in ganz Deutschland, um Jugendliche für den offenen und versteckten Antisemitismus zu sensibilisieren. Das zeigt er an einigen Beispielen aus der Rap-Szene. Wichtig ist Ben Salomo auch, darauf hinzuweisen, dass Diskriminierungen und Gewalt sich gegen viele Minderheiten richtet. Deshalb appelliert er auch an alle, sich gegen den Antisemitismus und Diskriminierung für eine tolerante Gesellschaft einzusetzen. Denn niemand sollte aufgrund seiner Herkunft oder seines Glaubens schlecht behandelt werden.

Um sich noch mehr über Antisemitismus zu informieren: holocaustremembrance.com

Sara Kortmann, Q11